Modul 8 |
Gadjé-Rassismus
Gadjé-Rassismus
#Selbstbezeichnung vor Fremdbezeichnung #Stereotype und Stigma #Porajmos #Dominanzgesellschaft #Bildungsbenachteiligung #Handlungsmöglichkeiten
Diese Lerneinheit führt anhand eines Fallbeispiels in das Thema Gadjé Rassismus (Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja) ein und eröffnet dann Auseinandersetzungsmöglichkeiten entlang der Vorstellung unterschiedlicher Selbst- und Fremdbezeichnungen und ihren jeweiligen Perspektiven. Daran anschließend folgen Einblicke in die Geschichte der romani Community. Mit diesem Wissen wird dann der Blick auf den Berufsschulkontext und die bis heute andauernde strukturelle Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja im Bildungssystem gerichtet und über Strategien des Entgegenwirkens nachgedacht: Denn: „Gut gemeint ist nicht [automatisch] gut gemacht“ (Barz, 2020). Abschließend werden Aufgaben zur Vertiefung und Reflexion bereitgestellt.
- Fallbeispiel
- Theorie
- Aufgabe & Reflexion
- Weitere Informationen
„Ich war in einer Firma als Praktikantin tätig und hatte die Chance, eine Ausbildung in diesem Betrieb zu machen. Die Aussichten, dass ich den Ausbildungsplatz bekomme, waren sehr hoch. Einige der Mitarbeiter dort wussten, dass ich Sintezza[1] bin. Als der Chef dies mitbekam, wurde ich aus dem Betrieb entlassen und das Praktikum war beendet, somit war auch die Chance auf den Ausbildungsplatz weg. Die Begründung der Entlassung war, dass meine Fähigkeiten diesen Beruf auszuüben, nicht ausreichend sind. Durch einen Mitarbeiter aus dem Betrieb erfuhr ich dann, dass der Chef mich entlassen hatte aufgrund meiner Herkunft. Er sagte, es würde nichts bringen, mich in einer Ausbildung zu beschäftigen, da die Frauen bei den Sinti und Roma alle nur heiraten und Kinder bekommen würden und ich die Ausbildung dann wieder abbrechen und nicht weiter arbeiten gehen würde. Aber ich bekam woanders einen Ausbildungsplatz und habe meine Ausbildung abgeschlossen. Unter anderem aus solchen Gründen verleugnen viele von uns, dass sie Sinti oder Roma sind.“ (Strauß, RomnoKher-Studie, 2021, S. 36)
In dem Fallbeispiel werden eine ganze Reihe diskriminierender, rassistischer Stereotype angesprochen, mit denen sich Sinti*zze und Rom*nja in ihrem Alltag konfrontiert sehen. Gerade romani[2]-Frauen* sind in besonderer Weise von Rassismus betroffen. Auf sie werden Projektionen von Häuslichkeit, Unterdrückt-Sein, Bildungsferne, Interessenlosigkeit und Unzuverlässigkeit geworfen. Zusätzlich sind sie mit sexistisch-erotischen, also sexualisierenden Stereotypen, wie „exotisch“, „wild“, und leidenschaftlich konfrontiert. Sie sind mit sich überschneidenden und sich gegenseitig verstärkenden Diskriminierungen (Intersektionalität) konfrontiert, welche eine gleichberechtigte Teilhabe verhindern. Diese Rollenzuschreibungen und Rassismen sitzen fest in den Köpfen der Dominanzgesellschaft und sind historisch gewachsen. Das diskriminierende Sprechen und Handeln gegenüber Sinti*zze und Rom*nja ist in dieser Gesellschaft so selbstverständlich, dass es nicht hinterfragt wird (vgl. u.a. Pickel & Stark, 2022). Es braucht ein Umlernen und eine kritische Auseinandersetzung mit Gadjé[3]-Rassismus. Hier muss auch die Berufsschule, neben den allgemeinen Schulen als Bildungsinstitution Verantwortung übernehmen und auf unterschiedlichen Ebenen bestehende Selbstverständnisse und Wissensbestände hinterfragen und neues Wissen bereitstellen. Genauso wichtig ist es, die eigenen Bilder im Kopf zu hinterfragen und zu ändern. Dies ist nur in enger Zusammenarbeit mit Menschen aus der Community und Selbstorganisationen machbar, da sonst wieder stereotype Annahmen wiederholt werden. Hier setzt die Lerneinheit an, indem sie zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Gadjé-Rassismus einlädt. Hierzu werden wir in einem ersten Teil Fremd- und Selbstbezeichnungen thematisieren.
[1] Weiblich Einzahl der Selbstbezeichnung von romani Frauen*. Mehr dazu in Kapitel 2.1 Ansprache.
[2] romani wird, angelehnt an Barz (2020), in diesem Text als übergreifendes Adjektiv der Nomen Rom*nja und Sinti*zze benutzt (vgl. ebd., S.8)).
[3] Gadjè wird in unterschiedlichen Dialekten des Romanes vereinfacht übersetzt für Nicht-Rom*nja verwendet. Die feminine Singularform lautet Gadji.
„Letztlich sind diejenigen, die Rassismus ausüben, sowie ihre Sichtweisen und Methoden weitaus homogener als diejenigen, die Rassismus erleben“ (Randjelović in Cetin/Tas, 2015, S. 33).
Wie in der Ungleichheitsforschung und im Nachdenken darüber, warum es Rassismus und Diskriminierung gibt, ist es unerlässlich über die Herkunft und den Zweck von Begriffen und die ihnen innewohnenden sprachlichen Gewaltformen zu reflektieren. Begriffe sind nicht neutral. Aus diesem Grund beginnt die Lerneinheit mit einer Auseinandersetzung mit den Selbst- sowie rassistischen Fremdbezeichnungen für Sinti*zze und Rom*nja und es wird den Fragen nachgegangen, warum ein stetiges Verhandeln von Bezeichnungen wichtiger ist als eine starre Fixierung und warum Selbstbezeichnungen immer Vorrang vor Fremdbezeichnungen haben müssen.
Bevor wir uns dem Thema der Ansprache und Bezeichnungen zuwenden ist es wichtig zu verstehen, dass es sich bei den Angehörigen der Sinti*zze und Rom*nja um eine diverse Gruppe handelt, die, genau wie alle Gruppen, unterschiedlichste Perspektiven, Standpunkte und Lebensweisen vereint. Ein Schreiben über „die“ Sinti*zze und Rom*nja kann es demnach nicht geben und wird in diesem Text auch keinesfalls angestrebt. Mit der Erklärung von Ansprache und Termini laufen wir allerding immer Gefahr Stereotype zu reproduzieren und eher über als mit und aus der Community zu sprechen, auch wenn dies unbeabsichtigt geschieht. Dies sollte beim Lesen der folgenden Überlegungen immer mitberücksichtigt werden.
In einem ersten Schritt wollen wir einen Blick auf die Ansprachen richten und der Frage nachgehen, welche Bezeichnungen es für die romani Community gibt. Hierfür orientiert sich der Text an den Termini von Barz et. al. (2020) und Randjelović et al. (2022).
Für die gegenderte Einzelform sind die Begriffe Rom*ni und Sinto*eza/Sinti*zza[1] bekannt. Für die Pluralform werden die Begriffe Rom*nja und Sinti*zze[2] verwendet. Es gibt, je nach geografischer Lage, Unterschiede in der Begriffsnutzung. Rom*nja ist die international anerkannte Selbstbezeichnung und wurde auf dem Weltrom*nja Kongress 1971 festgelegt[3]. Die Bezeichnung Sinti*zze ist nur im deutschsprachigen Raum ab dem 18. Jahrhundert zu finden und bezieht sich nur auf dieses Gebiet (vgl. Fings 2016, S. 11). Die Kombination Sinti*zze und Rom*nja ist eine Sammelbezeichnung, die verschiedene Romanes sprechende Gruppen in Deutschland nutzen (vgl. ebd.).
Die Sprache der Sinti*zze und Rom*nja, Romanes genannt, wird mündlich weitergegeben. Es ist mit dem indischen Sanskrit verwandt. Da Romanes in keinem Land der Welt als Amtssprache besteht, existiert keine einheitliche Schriftsprache. Lange verschriftlichten lediglich Gadjé (also Menschen, die nicht zur romani Community gehören) Romanes. 1927 gab es, erstellt durch Aktivist*innen aus der Community, in der ehemaligen Sowjetunion für kurze Zeit erste Lernmaterialen für Schulen. Ab den 1970er Jahren wurde von Rom*nja-Intellektuellen Standardisierungen und Grammatiken erstellt (vgl. Fings 2016, S. 16). Durch Auswanderung und Vertreibung haben sich vielfältige Dialekte herausgebildet. romanessprechende Menschen sind immer mehrsprachig, da sie mindestens auch die Sprachen der Länder, in denen sie zuhause sind, sprechen (vgl. ebd. S. 17).
Sinti*zze und Rom*nja sind unterschiedliche Gruppen. Als Sinti*zze identifizieren sich die romanes-sprechenden Gruppen, die sich in Deutschland angesiedelt haben. Mit Rom*nja bezeichnen sich diejenigen Gruppen, die vorwiegend in Osteuropa eine neue Heimat suchten (vgl. Fings 2016). Daneben gibt es noch viele weitere Gruppen wie z. B. Calé in Spanien, Kalderasch, Lalleri, Lowara oder Manusch in Frankreich. Grundsätzlich ist es wichtig zu verstehen, dass Sinti*zze und Rom*nja vielerorts nicht sesshaft werden konnten, weil sie von den jeweiligen Gesellschaften vertrieben und verfolgt wurden (vgl. Engbring-Romang, 2017, S. 22).
[1] nicht gegendert Einzahlform: (m) Rom/Sinto; (w) Romni/Sintizza
[2] Nicht gegenderte Pluralform: Roma/ Sinti
[3] Damals noch in der nicht gegenderten Form (vgl. Barz 2015, S. 98).
Nachdem kurz auf die Bedeutung und Problematisierung des Begriffs Sinti*zze und Rom*nja eingegangen wurde, werden wir uns im Folgenden mit dem Begriff „Antiziganismus“ näher beschäftigen und damit auch das darin enthaltene Wort „zigani“ (Zigeuner) behandeln. Der Begriff „Antiziganismus“ wurde in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Selbstorganisationen in den 1990er Jahren in den Diskurs eingeführt (vgl. Messerschmidt 2022, S. 4; Randjelović 2019, S. 3).
2016 hat sich eine „Allianz gegen Antiziganismus“ aus Mitgliedern unterschiedlicher Organisationen gegründet (u.a. Zentralrat Deutscher Sinti und Roma), die eine Arbeitsdefinition des Begriffs „Antiziganismus“ vorgenommen haben (vgl. Allianz gegen Antiziganismus 2017, S. 5). Er hat sich in einigen Bereichen etabliert, dennoch gibt es Streit um den Begriff. Hauptkritikpunkte sind: 1. Die Verwendung der darin enthaltenen diskriminierenden Fremdbezeichnung Zigeuner[1] und 2. hebt u.a. Randjelović (2019) mit Bezug auf Quicker (2013) hervor, dass die Betroffenen hier zentral gestellt werden und diese im öffentlichen Bewusstsein weiterhin mit dem Zigeunerstigma in Verbindung gebracht werden und sich so Vorurteile reproduzieren. Die Rolle der Verursacher*innen von Rassismus läuft mit der Verwendung des Begriffs aus der Sicht zu geraten.
Die in dem Wort Antiziganismus enthaltene Fremdbezeichnung Zigeuner (Zingaro ist vermutlich abgeleitet vom griechischen Wort Athinganoi /Die Unberührbaren) und wird von der Community abgelehnt, da er heute und in der Vergangenheit stets negativ konnotiert war (Randjelović 2019, S. 2):
„Der Begriff ist über Jahrhunderte mit rassistischen Bedeutungen von Wanderlust, Kriminalität, Außenseiter*innentum, Schmutz und Exotik aufgeladen. Während des Nationalsozialismus sind Rom*nja und Sinti*zze nicht nur als diskriminierend benannt, sondern als solche erfasst, rassistisch als minderwertig kategorisiert und mithilfe entsprechender Gesetzgebung sowie eigens dafür geschaffenen Verfolgungsinstitutionen ausgegrenzt, sterilisiert, deportiert und ermordet worden“(ebd.).
Auf dem erste internationalen Weltrom*nja-Kongress 1971 wurde die Ablehnung des Begriffs beschlossen und stattdessen für den Gebrauch Roma, bzw. Sinti*zze und Rom*nja plädiert.
Eine rassismuskritisch gemeinte Abkürzung der Fremdbezeichnung, ähnlich wie beim „N“-Wort, lässt sich mit der Wahl des „Z“-Wortes nicht umsetzen. Während des Nationalsozialismus wurden Sinti*zze und Rom*nja zur Erkennung ein Z eintätowiert und anschließend wurden viele von ihnen im Porajmos[2] genannten Genozid ermordet. Die Bezeichnung Z wurde zudem bis in die 1980 Jahre hinein zur Kriminalisierung der Community in den Landeskriminalämtern und weiteren Behörden genutzt (vgl. ebd.).
Vertreter*innen der Community sowie die Unabhängige Kommission Antiziganismus (2021, S. 40ff) plädieren dafür, den Begriff bei Verwendung durchzustreichen. Diesem Vorschlag folgend, wird auch in diesem Text der Begriff sparsam und durchgestrichen genutzt. Das Durchstreichen soll auch den dahinterliegenden Aushandlungsprozess im Gebrauch rassistischer Begriffe zeigen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Begriff Antiziganismus dahingegen problematisch ist, dass er die abwertende Fremdbezeichnung Zigeuner beinhaltet. Der Begriff wird dennoch von einigen Romnja-Organisationen weiterverwendet, um gerade die darin enthaltenen rassistischen Zuschreibungspraxen sichtbar zu machen. Andere Organisationen lehnen den Begriff aus demselben Grund ab. Diese Lerneinheit folgt den Vorschlägen derjenigen Organisationen, welche den Begriff Gadjé-Rassismus vorschlagen und damit die Täter*innen in den Fokus rücken (vgl. Barz, 2020/ Randjelović et al. 2022).
[1] Das Durchstreichen der herabwürdigenden Bezeichnung soll angelehnt an den Vorschlag der Unabhängigen Kommission Antiziganismus (2021) einen anderen Umgang mit dem Begriff verdeutlichen und dennoch auf die historische Stereotype hinweisen, welche mit dem Begriff zusammenhängen.
[2] Bezeichnung des NS-Genozids, dem mindestens 500.000 Sinti*zze und Rom*nja zum Opfer fielen.
„Der Aktivist Ian Hancock (USA) hat in den 1990er Jahren den Ausdruck »Porajmos« populär gemacht. Es handelt sich um eine Wortschöpfung, die als »Verschlingen« oder »Zerstörung« übersetzt wird. Der Linguist Marcel Courthiade (Frankreich) führt dazu aus, dass mit dem zugrundeliegenden Verb porravel (Romanes für »den Mund weit öffnen«) im umgangssprachlichen Gebrauch auch das Öffnen anderer Körperteile zum Ausdruck gebracht wird. Aufgrund dieser in allen Dialekten des Romanes so verstandenen Konnotation bezeichnet er den Begriff als unangemessen. Courthiade plädiert dagegen für »Samudaripen«. Der Terminus wurde zuerst in den 1970er Jahren in Jugoslawien im Zusammenhang mit Auschwitz und Jasenovac verwendet. Er ist eine Wortschöpfung aus sa (Romanes für »alle«) und mudaripen (Romanes für »Mord«) und kann mit »vollständiger Mord« oder »Massenmord« übersetzt werden. »Samudaripen« ist, so argumentiert Courthiade, unmissverständlich, neutral und respektvoll und bringt Trauer zum Ausdruck. Tatsächlich ist der Begriff im Vergleich zu »Porajmos« wesentlich unpathetischer und durch die Betonung von Mordabsicht und Tötungshandeln in Bezug auf den NS-Völkermord präziser. Die International Romani Union verwendet inzwischen den Begriff »Samudaripen«.“ (Fings, CC-BY-NC 3.0 Germany, Online: https://www.romarchive.eu/de/voices-of-the-victims/genocide-holocaust-porajmos-samudaripen/
Hier wird wieder ein Diskurs um angemessene und zeitgemäße Begrifflichkeiten sichtbar. In diesem Text wird der Begriff Porajmos weiterverwendet, da er auch in der Community dennoch vielfach genutzt wird, dies könnte sich aber mit der Zeit ändern.
Gadjé-Rassismus (Gadjé = Nicht-Rom*nja/-Sinti*zza), womit der strukturelle und interpersonelle Rassismus gegenüber Rom*nja und Sinti*zza seitens der Dominanzgesellschaft gemeint ist, stellt ein Problem mit einer jahrhundertelangen Geschichte dar, die von Verfolgung, Gewalt und systematischer Ausgrenzung geprägt ist. Gadjé-Rassismus findet seine Legitimation in tradierten Vorurteilen, Stereotypen und Bildern (rassistisches Wissen) und äußert sich in einer Vielzahl diskriminierender und gewaltvoller Praktiken. Mehr als 70 Jahre nach dem Pharajmos (auch: Porajmos, Romanes: „das große Verschlingen“), dem Genozid an Rom*nja und Sinti*zza im Nationalsozialismus, bestehen gadjé-rassistische Bilder in der deutschen Öffentlichkeit, Politik, Justiz, Wissenschaft und Bevölkerung fort und werden immer wieder (re-)produziert. Nicht zuletzt ist Gadjé-Rassismus ein ernstzunehmendes Problem an deutschen Schulen“ (Barz, 2016, S. 5).
Ein Vorschlag aus der Community, nichtromani Personen als Produzent*innen von Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja in den Mittelpunkt zu stellen und so ein Sprechen über und Beschreiben von Betroffenen zu vermeiden, lässt sich unter der Bezeichnung Gadjé-Rassismus subsumieren (vgl. Barz 2020, S. 5/ Fernandez 2015, S. 151). Die Notwendigkeit dieses Perspektivwechsels bringt Witt (2021) wie folgt auf den Punkt:
„Die Gründe für die anhaltende Verfolgung werden im breiten öffentlichen Diskurs gern in Tradition oder im Naturell der Gruppen festgemacht. Dabei könnte in einem Land im Herzen Europas mit seiner tausendjährigen Geschichte ideologischem weißen Übermenschentums, des Kolonialismus und des Holocaust nicht klarer sein, wo sich der eigentliche Handlungsbedarf ergibt: In der Identität und Kultur der Aggressoren“ (ebd. S. 125).
Der Begriff Gadjé kommt aus dem Romanes und bedeutet nicht nur „Nicht-Sinti/Nicht-Roma“, sondern drückt auch eine Zugehörigkeit zur dominanten Gesellschaft mit Privilegien und leichteren Zugängen zu Bildung, Wohnungsmarkt und Arbeit aus (vgl. ebd. S. 127). Erstmalig wurde der Terminus Gadjé- Rassismus von Fernandez (2015) eingeführt. Fernandez definiert den Begriff folgendermaßen:
„Gadje*-Rassismus ist ein Begriffsvorschlag, der aus [Romani]-Sicht das Netz der Außen-Zuschreibungen, Verleugnungen, Verleumdungen, und Gewalt beschreiben könnte, die historisch und zeitgenössisch gegen Rom*nja, Sinti*zza, Cale*, Manouches* von Gadje* ausgeübt werden“ (ebd. S. 151).
(Gadjé)-Rassismus umschreibt eine Gewalt, welche entmenschlichend wirkt und Sint*izze und Rom*nja oft in intersektional verschränkten Formen diskriminiert. Rassistisch handelnde Gadjé bedienen sich eines Weltbilds der Überlegenheit zum Zwecke der Herrschaft über Strukturen und Ressourcen und der Legitimierung von Ausbeutung der sogenannten „Anderen“ (vgl. Randjelović et. al., 2022, S. 3-5; Witt 2021). Durch den Begriff wird die Ablehnung vom fremdbestimmten Objektstatus und die Forderung nach selbstbestimmten Subjektpositionen sichtbar. In dem Begriff zeigt sich somit wiederangeeignete Deutungshoheit. Darüber hinaus kann Gadjé-Rassismus auch als eine analytische Forschungspraxis verstanden werden, welche hegemoniale Wissenshierarchien und legitime Sprechweisen hinterfragbar macht und eigene Arten von Wissensproduktion (Oral History) aufgreift (vgl. Witt 2021, S. 130).
Mit Bezug auf Rommelspacher (2009) heben Randjelović et al. (2022) hervor, dass Gadjé-Rassismus, ebenso wie alle anderen Formen des Rassismus ein „gesellschaftliches Verhältnis“ (ebd. S. 7) ist, welches strukturell Zugänge verwehrt, Politiken der Kriminalisierung und Abschiebung praktiziert.
Ein allgemeiner Terminus, welcher die eben beschriebenen und weiteren Perspektiven (Antiziganismus, Gadjé-Rassismus etc.) subsumiert ist der Begriff „Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja“. Randjelović (2019) fasst diesen Rassismus sehr allgemein als
„eine historisch gewachsene und transnational organisierte Gewalt, die auf die Psyche und die Körper von romani Subjekten transgenerational einwirkt und Lebenserschwernisse, Verletzungen und Krankheiten, verkürzte Lebenserwartung bis hin zum Tod verursacht. Diese Gewalt schließt Rom:nja individuell und/oder kollektiv und in Verschränkung mit weiteren gesellschaftlichen Platzierungen wie Klasse, Gen-der, Sex, religiöser Zugehörigkeit von materiellen, finanziellen sowie symbolischen Ressourcen und von gesellschaftlicher Anerkennung und struktureller Teilhabe aus“ (vgl. ebd. S.21).
Wie bereist hervorgehoben, gibt es innerhalb der romani Community keine Einigkeit über den Gebrauch eines Begriffs, sondern je nach Perspektive und Anliegen wird der eine oder der andere Terminus genutzt. Es geht auch weniger um eine pro und contra Debatte, sondern darum, dass Expert*innen aus der Community die unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen und so eine vielfältige und vertiefte Diskussion über grundlegende Konzepte und Begriffe fördern. Mit diesem Wissen können dann bestehende Wissensbestände und fremdbestimmte Forschungen zu einer vertieften Erkenntnisgewinnung und Archivierung eigenen Wissens von der Community ausgeweitet werden (vgl. u.a. Randjelović 2019, S. 6). Wichtige Aktivist*innen und Wissenschafler*innen aus der Community, welche diese Arbeit aufgenommen haben sind u.a. Isidora Randjelović und Hejdi Barz mit ihrem Team der Selbstorganisation RomaniPhen sowie Elizabeta Jonuz, Jane Weiß, Daniel Straus oder Roxanne Loraine Witt und viele weitere. Ihnen und weiteren ist es ein Anliegen, die Arbeit von „Autor:innen, Bildungsarbeiter:innen, Kulturschaffende[n], politisch Aktive[n] und miteinander Reflektierende[n] an der Dokumentation und Analyse der gegen sie gerichteten Gewaltverhältnisse und den spezifischen Widerstandsstrategien“ (Randjelović et al. 2022, S. 17) sichtbar zu machen und zu erweitern. Diese Expert*innenarbeit verstehen sie als breit aufgefächert und nicht nur auf Diskriminierungserfahrungen beschränkt, sondern ebenso auf der Ebene von Theoretisierung und kritisch-wissenschaftlichen Reflexionen bezogen.
„Sinti kamen nach Europa und wurden zu ‚Zigeunern‘[1] gemacht.” Franz Winterstein, Auschwitz-Überlebender, 1994
Albert Scherr (2017, S. 536) weist darauf hin, dass eine oberflächliche historische Darstellung Gefahr läuft, ihrem Gegenstand nicht gerecht zu werden, dominanzgesellschaftliche Stereotype reproduzieren kann und damit verpasst, die Ursachen „in den Verfolgern zu suchen, nicht in den Opfern“ (Adorno 1970, S. 90). Dieser Gefahr bewusst, haben wir uns als Autorinnen dennoch dazu entschieden, Einblicke in die Geschichte zu geben, um eine Annäherung an ein Verständnis zu ermöglichen, aus welchen historischen Kontinuitäten der heutige Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja gewachsen ist. Denn „alles das muss auch mit den über Jahrhunderte andauernden Verfolgungen der Sinti in Zusammenhang gebracht werden.“ (RomnoKher-Studie, 2021, S. 23).
Nachdem wir uns im vorangegangenen Teil mit den unterschiedlichen Fremd- und Selbstbezeichnungen auseinandergesetzt haben und ihre unterschiedlichen Bedeutungen skizziert haben, wollen wir im nächsten Schritt also auf geschichtliche Hintergründe der „kleinen Mehrheit“[2] im deutschsprachigen Raum eingehen. Hier ist immer zu bedenken, dass Sinti*zze und Rom*nja eine Geschichte der Unterdrückung seitens der Dominanzgesellschaft erleben mussten und müssen und oft auf die Plätze handlungsunfähiger Objekte verwiesen wurden. Daher müssen Quellen dahingehend kritisch untersucht werden, wer aus welcher Perspektive mit welcher Motivation schreibt. Denn
„[die] historisch gewachsene Wissensproduktion zu Rom:nja und Sinti:zze, aber auch Themen, die in Beziehung zu ihnen stehen, entwickeln sich also in einem historisch gewachsenen Spannungsverhältnis zwischen Ignoranz, Entwertung, Delegitimierung und Auslöschung kollektiver Wissensbestände, einem nur sehr geringen Zugang zu (legitimierten) wissensproduzierenden Strukturen seitens Rom:nja und Sinti:zze und einer langjährigen Tradition der Fremdbeschreibung, Homogenisierung und Rassifizierung seitens der Gadje.“ (Randjelović et al. 2022, S. 17)
Es gibt nur wenige Quellen über die Migration der europäischen Sinti*zze und Rom*nja, daher kann diese nur grob nachgezeichnet werden. Wichtige Indikatoren sind Romanes-Dialekte, in welche sich Teile unterschiedlicher Landessprachen wiederfinden, was auf längere Aufenthalte in den Ländern schließen lässt. Den Forschungen der Historikerin Finks (2017) folgend, liegen Wurzeln der Sprache zu Beginn des ersten Jahrtausends in Zentralindien, von wo aus sich die Rom*nja-Gruppen dann zwischen dem 7. und 13. Jahrhunderten über Persien, Armenien und das byzantinische Reich Richtung Westen wanderten.
[1]Rassistische Fremdbezeichnungen sind „Zigeuner“ oder „Gipsy“ […] Historisch sind diese Fremdbezeichnungen unabhängig von den Eigenbezeichnungen entstanden. Sie wurden und werden in Zeiten der Versklavung und Verfolgung genutzt als rassistische Bezeichnungspraxis, vgl. dazu auch den Text „Zigeuner_in“ von Isidora Randjelović (2012)“. (Barz, 2020, S.8) In diesem Text wird der Begriff weitestgehend vermieden und wenn er genutzt wird, dann nur in durchgestrichener Form.
[2] Der Aktivist und Autor Gianni Jovanovic hinterfragt in seinem Buch „Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit“ wer darüber bestimmen darf, wer Mehr- oder Minderheit ist. In einem Interview sagt er dazu: „Wenn ich davon rede, dass es in Europa 22 Millionen Sinti und Roma gibt, sehe ich keine Minderheit“. Da sehe ich sehr viele Menschen […]. Er hinterfragt die hinter dem Begriff der Minderheit liegende Abhängigkeit zur sogenannten Mehrheit und widersetzt sich dieser Fremdbezeichnung und dem bestehenden Hierarchiegefälle. (Mehr dazu unter https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/puzzle/puzzle-gianni-jovanovic-26-april-2022-100.html Das Buch hat Jovanovic in Zusammenarbeit mit der Journalistin Oyindamola Alashe verfasst.
Das Früh-Romanes entwickelte sich dann im Kontakt mit dem Griechischen (13. Jahrhundert), welches wiederum die Grundlage der späteren sehr viel weiter ausdifferenzierten Dialekte in Nord- und Westeuropa bildete (vgl. ebd. S. 16). Seit dem 14. Jahrhundert (Spätmittelalter), mit dem Vordringen der Osmanischen Truppen, so lässt es sich aus Orts-Chroniken rekonstruieren, haben sich Rom*nja Gruppen in West- und Nordeuropa angesiedelt (vgl. ebd. S. 35). Grund für die Migration waren stets Faktoren wie Verfolgung, Kriege oder wirtschaftliche Nöte (vgl. Engbring-Romang, 2017, S. 12). In den Städten, so lässt sich aus den Schutzbriefen[1] rekonstruieren, unterhielten sie enge Handels- und Arbeitsbeziehungen zu den Territorialherrschenden. Dies deutet auf eine gute Vernetzung hin, da ihnen meist das Leben innerhalb der Stadtmauern verwehrt blieb. Zeitgleich erfuhren sie innerhalb mittelalterlicher Gesellschaften aber auch Hass und Ablehnung seitens der Dominanzgesellschaft. Grund hierfür war das Bestreben der Herrschenden territoriale „Ordnungen“ herzustellen. Die Konkurrenz und die Bedrohung des sich ausweitenden osmanischen Reichs und die Vereinnahmung der Angst vor einem „Überfall“ vieler Herrschenden in Deutschland führte dazu, dass romani Gruppen als Spione diffamiert und verfolgt wurden. Der Hass schürte sich so weit, dass sie vielerorts als vogelfrei geächtet wurden und jede Person konnte, ohne rechtliche Konsequenzen, gegen sie vorgehen. Es kam damit zu gewaltvollen, staatlich legitimierten, Überfällen auf die Community (vgl. Engbring-Romang, 2017, S. 22). Ähnliche Verordnungen zur Vertreibung der Community erfolgten in vielen europäischen und deutschen Ländern (vgl. Bogdal 2011, S. 44). Zeitgleich, so rekonstruiert Fings (2017), haben sich viele Menschen aus der Community in den Städten angesiedelt und verschiedene Berufe in Handel und Handwerk ausgeübt, aber auch im Militär teils erfolgreiche Karrieren gemacht. Bis zum 18. Jahrhundert und dem Beginn der Aufklärung speiste sich der Hass vorwiegend aus christlich-religiösen Rechtfertigungen, durch welche Sinti*zze und Rom*nja als Gefahr für das Christentum und die bestehende Moral konstruiert wurden.
[1] Derartige Schutzbriefe/Geleitbriefe werden in verschiedenen Chroniken bis in das ausgehende 15. Jahrhundert vermerkt. Durch diese von Grafen, Kaisern oder Königen ausgestellten Schreiben wurde romani Personen das Ein- und Weiterreisen, sowie Handeln ermöglicht. Als eines der bekanntesten Beispiele wird der Schutzbrief des ungarisch-deutschen Königs Sigismund 1423 an eine Rom*nja gruppe genannt (vgl. Bogdal, 2011 S.34).
„Es sind Philosophen, Staatsrechtler, Universalwissenschaftler und später aufgeklärte Menschenfreunde, die zu Politik und Pädagogik Aussagen machten, die sich vielfach nachteilig für das Bild der Sinti und Roma auswirkten.“ (E-R S. 23)
Die Zeit der Aufklärung ist in Europa von Umbrüchen gekennzeichnet und stellt einen ersten Wendepunkt für das Leben von romani Gruppen in Deutschland dar. Schlagworte wie Kolonialismus, Humanismus, Reformation und Wissenschaftlichkeit gewinnen Bedeutung. In dieser Zeit wendet sich der Hass gegen Sinti*zze und Rom*nja mit der Erfindung von race von einem eher religiös geprägten in einen ethnisch-, biologistischen Rassismus (vgl. Fings 2017, S. 54). Forscher*innen (z. B. Ende 18. Jahrhundert Heinrich Grellmann) begannen in menschenverachtenden Forschungen romani Gruppen als „die Fremden“ zu untersuchen und als Gegenbild zur zivilisierten westlichen Welt zu konstruieren[1] (vgl. Fings 2017, S. 54). Diese Forschungen negierten die Individualität dieser Menschen und es begann ein (Aus-)Sortieren von Menschen, das mit Hilfe von, aus heutiger Sicht unethischen, vermeintlich wissenschaftlichen Studien begründet wurde. Mit der Bildung von Nationalstaaten (ebd. S. 55) und den damit einhergehenden Homogenisierungsbestrebungen wurden romani Gruppen in ihrer Lebensführung zunehmend eingeschränkt. „[D]iese restriktiven Maßnahmen setzten einen Kreislauf aus Vertreibung und Verelendung in Gang“ wobei auch hier wichtig ist festzuhalten, dass viele Menschen aus der Community Wege gefunden haben dennoch ihren Platz in der Gesellschaft zu verteidigen (ebd. S.57).
Wurden auch bereits zu vorherigen Zeiten romani Kinder zum Zwecke der Christianisierung gewaltvoll von ihren Familien getrennt, fand dies in der Aufklärung eine neue Drastik. Es wurden „Konzepte“ für romani Kinder zusammengestellt, die das Aufwachsen und die Bildung in Zucht- und Waisenhäusern und christlichen Familien vorsahen (vgl. Jonuz & Weiß 2020, S. 13). Bekanntestes Beispiel ist das Assimilationsprogramm der österreichischen Kaiserin Maria Theresia (vgl. ebd.). Ihr „Konzept“ galt als Vorbild für den Raub vieler romani Kinder und die Einlieferung ihrer Eltern in Arbeitslager. Viele dieser „Maßnahmen“ scheiterten allerdings aufgrund des Widerstandes der Familien (vgl. ebd. S. 14).
[1] Ausführliche Informationen zu Rassismus, seiner Entstehungsgeschichte und Formen sind in der Lerneinheit über Rassismus zu finden.
Trotz des restriktiven Vorgehens seitens der staatlichen Behörden war es im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik für viele Sinti*zze und Rom*nja noch möglich, zumindest in Teilen Deutschlands ihr Leben zu gestalten. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialist*innen 1933 änderte sich dies verheerend. In den Nürnberger Nationalgesetzen von 1935 wurden neben Jüd*innen auch Sinti*zze und Rom*nja offiziell als fremde race kategorisiert (ebd. S. 64). Für die etwa 20.000 romani Gruppen im Land folgten menschenverachtende Maßnahmen: Sie wurden von der Rassenhygienischen Forschungsstelle (unter Leitung des Arztes Robert Ritter) und für Polizeiakten systematisch ausgemessen und katalogisiert. Die Rassenhygienische Forschungsstelle war maßgeblich für die Verfolgung und Ermordung der Sinti*zze und Rom*nja verantwortlich, indem sie die wissenschaftliche und gesetzliche Legitimationsgrundlage für die Gräueltaten erstellte (vgl. ebd. S. 65).
Ab 1935 wurden Sinti*zze und Rom*nja innerhalb und außerhalb Deutschlands in Konzentrationslager (KZ) interniert. Mit dem Beginn des Krieges 1939 war es allen romani Gruppen untersagt, ihren Aufenthaltsort zu verlassen. Frei leben konnte bald keine*r von ihnen mehr. Das Ausüben von Berufen wurden ihnen untersagt und sie mussten Zwangsarbeit leisten. Dieses Gesetz bereitete die ersten Deportationen ab 1940 vor (vgl. Fings, 2020, online). Ab 1943, mit Himmlers sogenanntem Auschwitz-Erlass, begann eine systematische Verschleppung in das berüchtigte „Zigeunerlager“ nach Auschwitz-Birkenau in Polen, welches für seine entsetzlichen Bedingungen bekannt war (ebd. 2017, 69). Zur Erkennung wurde den Erwachsenen ein Z auf den Unterarm, den Kindern auf den Oberschenkel, tätowiert. Allein in Auschwitz starben mindestens 20.000 der 22.000 inhaftierten romani Gruppen durch Gewaltverbrechen, unbehandelte Krankheiten, systematische Unterernährung und Vergasung (Fings 2020, online). Wie viele Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus ums Leben gekommen sind, ist bis heute nicht empirisch belegt. Die Zahl schwankt zwischen 200.000 und 500.000 Personen. Grundlegend für diese Unwissenheit ist der Mangel an Aufklärungsinteresse. „Die Mehrheit hat die Ermordung der Sinti und Roma nicht als schwerwiegendes Verbrechen wahrgenommen.“ (ebd.) Aber auch die Methoden der Vernichtung außerhalb Deutschlands erschweren eine genaue Erforschung der Zahlen, da dort die Opfer häufig nicht erfasst wurden. Die Dunkelziffer ist folglich deutlich höher.
In vielen Konzentrationslagern wurden grausame Menschenversuche an Sinti*zze und Rom*nja durchgeführt. In den KZs Buchenwald, Dachau, Ravensbrück und Auschwitz wurden meist tödlich endende Menschenversuche mit Fleckfieber Giftgas und Röntgenstrahlen, aber auch grauenhafte Methoden der Massenzwangssterilisation an Männern*, Frauen* und Kindern erprobt (vgl. Fings 2017, S. 78-79). Der NS-Arzt Josef Mengele spielte hier eine zentrale Rolle. Er führte meist tödlich endende Versuche an romani Kinder-Zwillingspaaren durch.
„Wenn Richter damals geurteilt hätten, dass es eine Rassenverfolgung gab, hätten die Täter mit einer Strafverfolgung rechnen müssen. Diese Anerkennung als Völkermord haben Polizei, Justiz und Politik sehr gekonnt vermieden. Das hat dazu geführt, dass die Gesellschaft den Rassismus gegenüber Sinti und Roma überhaupt nicht in Frage gestellt hat“ (Fings 2020, online).
Auch nach Ende der NS-Zeit nahm die Verfolgung kein Ende: Es wurden anlasslos polizeiliche Akten weitergeführt, in Ämtern und Behörden wurden Sinti*zze und Rom*nja weiterhin systematisch diskriminiert. In vielen staatlichen und wissenschaftlichen Stellen saßen die gleichen Personen, welche die Menschen in der NS Zeit verfolgt hatten, weiter auf ihren Positionen. Auch in der Schule wurden die Kinder und Jugendlichen in großem Umfang von denjenigen unterrichtet, die in der NS-Zeit ihre Verfolgung mitverantworteten (vgl. Jonuz & Weiß 2020, S. 16). Eine große Anzahl der romani Kinder wurde ohne Einzelfallprüfung auf Förderschulen verwiesen. Entschädigungen wegen des erlittenen Schulverbots in der NS-Zeit wurden systematisch auf Grundlage rassistischer Stereotype, wie etwa selbstverschuldete Faulheit, abgewiesen. Auch die Nachkriegszeit war also geprägt von kulturdeterministischen Annahmen und dem Stigma der „Integrations-Unwilligkeit“.
Schuldeingeständnisse und Anerkennung des Völkermords wurde erst mit der Bürger*innenrechtsbewegung der Sinti*zze und Rom*nja ab den 1970er Jahre erkämpft. Eine wichtige und medial beachtete Aktion war der Hungerstreik in der KZ-Gedenkstätte Dachau von Aktivist*innen aus der Community (vgl. Netzwerk für Demokratie und Courage Saar e.V. o.J. S. 18), welche die Auseinandersetzung des fortbestehenden Rassismus anstieß. Auch durch die Proteste wurde 1982 der Porajmos als Völkermord anerkannt. Erst 13 Jahre später wurden Sinti*zze und Rom*nja als Minderheit anerkannt, was insofern wichtig ist, weil ihnen damit bestimmte Rechte und Schutz zustehen. Es wurden Selbstorganisationen, auch in Form von Dokumentationszentren, gegründet. Die Kriminalisierung und Diskriminierung, bis hin zu Gewaltübergriffen ist bis heute in weiten Teilen der Gesellschaft in allen Milieus verbreitet. In Hanau waren allein drei Sinti*zze und Rom*nja unter den insgesamt neun Opfern (vgl. Randjelović et al. 2022, S. IV). Mit der Migration aus den neuen EU-Mitgliedstaaten hat sich der Rassismus nochmals verschärft (vgl. ebd. S. 19).
Pickel und Stark (2022) haben in ihrer Studie über rassistische Einstellungen gegenüber Sinti*zze und Rom*nja in der deutschen Dominanzgesellschaft erfasst, dass weiterhin große Wissenslücken über die Community existieren. Es werden diskriminierende Fremdbezeichnungen bedenkenlos reproduziert. Negative Vorurteile sind gesellschaftlich bis in die Alltagssprache hinein akzeptiert. Obwohl Sinzi*zze und Rom*nja seit mehr als 600 Jahren fester Bestandteil der Gesellschaft sind, „werden sie mit einer aus Osteuropa stammenden Bevölkerungsgruppe assoziiert, die als „Geflüchtete“ nach Deutschland kommen.“ (ebd. S. 27). Ein Drittel der Befragten ist der Meinung, romani Gruppen würden sich nicht an Gesetzte halten, 10% fühlen sich von der Community bedroht und sehen Gründe für Diskriminierung bei ihnen und nicht bei sich selbst (ebd. 2022, S. 28.).
Da Berufsschulen Teil dieser Gesellschaft sind, ist davon auszugehen, dass auch dort die eben beschriebenen gadjé-rassistischen Annahmen zu Ungleichbehandlung, Ausschluss und Gewalt führen können.
„Wenn wir als Lehrkräfte Lebenswelterfahrung als Bezugspunkt für unseren Unterricht wirklich ernst nehmen, müssen wir die Geschichten von Rom*nja und Sinti*zze, von jüdischen, muslimischen, queeren Kindern sowie Kindern mit Behinderung einbeziehen. Wir können es uns nicht leisten, unsere Schüler*innen nicht mitzudenken“ (Saraya Gomis frei zitiert nach Barz 2021, S. 5).
Aus den geschichtlichen Erfahrungen der Sinti*zze und Rom*nja heraus zeigt sich, dass die Gesellschaft und ihre Institution durchzogen ist von rassistischem Wissen und Praktiken und diese permanent weitergeben. Institutioneller Rassismus in Schulen wird erst seit Beginn der 2000er Jahre systematisch untersucht (vgl. Gomolla & Radtke, 2009). In diesem Teil wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, wie die aktuelle Situation in (Berufs-)Schulen aussieht und was wir als Lehrkräfte gegen Gadjé-Rassismus unternehmen können. Die Situation der Sinti*zze und Rom*nja in Bildungsinstitutionen ist nach wie vor geprägt von Rassismus: Eine von wenigen Studien, die von und mit Sinti*zze und Rom*nja verantwortet wurde, ist eine Studie von Randjelović et al. (2022) über Rassismuserfahrungen von romani Gruppen in den Bereichen Arbeit, Behörden, Wohnen und Bildung. Die meisten rassistischen Diskriminierungserfahrungen der Teilnehmenden bezogen sich auf den Bereich Schule (vgl. ebd. S. 98). Die Befragten berichten von Herabwürdigungen, Mobbing und körperlicher Gewalt (schubsen, Ohrfeigen) vonseiten der Lehrpersonen, diskriminierenden Schulstrukturen, Ungleichbehandlung und der Reproduktion von Stereotypen. Auch berichten sie von fehlenden, oder historisch falschen, Erwähnungen in Lehrbüchern (vgl. ebd. S. 100-118). Auch in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben erfahren Sinti*zze und Rom*nja Diskriminierung. Sie erleben Diskriminierung auf persönlicher und struktureller Eben durch ihre Arbeitgeber*innen, ihre Kolleg*innen aber auch durch Kund*innen (ebd. S. 72).:
„Bei mir werden viel öfters Taschenkontrollen gemacht als bei anderen. Wenn ich von der Arbeit geh’, dann muss ich meine Tasche immer aufmachen, sie nennen’s immer: ‹Ja, wir müssen immer kontrollieren, jeder muss jeden kontrollieren›, aber ich hab’ noch nie einen Mitarbeiter von mir kontrolliert. Es ist immer nur ich, die kontrolliert wird, ich hab’ noch niemanden dort kontrolliert“. (Randjelović et al. 2022, S. 72)
Mit Bezug auf Gomolla & Radtke (2002) heben Randjelović et al. Schule und Ausbildungsorte als Sozialisationsinstanzen hervor, in denen massiv Ungleichwertigkeit und Ausgrenzung von den Schüler*innen, ihren familiären Systemen und Freund*innenkreisen erlebt werden (ebd. S 243). Diese Erfahrungen der Abwertung speichern sich tief ein und haben Einfluss auf die Identitätsbildung der Betroffenen. Auch Erfahrungen der Dethematisierung des Porajmos als Unterrichtsthema auf der einen Seite und die Schneise, die die Taten der Nationalsozialist*innen und breite Teile der deutschen Bevölkerung in jede romani Familie gerissen haben „schaffen eine widersprüchliche Realität, mit der er, so wie viele andere Nachkommen von Überlebenden, umgehen muss“ (ebd. S. 244). Diese Diskrepanz wird als befremdlich und schmerzhaft in den Interviews beschrieben.
Es muss bedacht werden, dass, wie bereits im geschichtlichen Teil der Lerneinheit näher beschrieben, viele Kinder und Jugendliche direkt aus den Bildungsinstitutionen in die Konzentrationslager geschickt wurden. „Die Nachkriegsgeneration hatte aufgrund dieser historischen Erfahrungen Angst vor Weißen Institutionen“. (Barz, in: Maral, 2021, S. 3)
Im Dezember 2022 hat die Kulturministerkonferenz entschieden, dass in den Schulen mehr Wissen über romani Gruppen und ihre Geschichte gelehrt werden soll (vgl. Beschluss der KMK vom 08.12.2022). Darin heißt es:
„Eine wesentliche Voraussetzung sind die Vermittlung authentischer Informationen und die Kenntnis über Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Korrektur eines vorurteilsgeprägten Alltagswissens und trägt dazu bei, den historisch-politischen und menschenrechtsorientierten Bildungsauftrag der Schulen zu erfüllen“ (ebd. S. 3).
Wichtig hierbei ist, das wird im Bericht betont, keine Verengung auf eine Verfolgungs- und Opfergeschichte vorzunehmen. Sinti*zze und Rom*nja haben mit ihren Bürger*innenrechtsbewegungen eine Anerkennung des Porajmos sowie Gedenktage und -Orte erkämpft. Diese Arbeit ist die Grundlage für eine ehrlichere Geschichtsschreibung und ein Weckruf für rassismuskritisches Arbeiten in (Berufs-)Schulen und Gesellschaft.
„Die Bekämpfung von Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja setzt zwingend voraus, den individuellen als auch den strukturellen Rassismus offenzulegen, die historisch gewachsene und gegenwärtige Verankerung dieses spezifischen Rassismus in allen Bereichen der Gesellschaft anzuerkennen und die davon ausgehende Gewalt als Verstoß gegen einzelne Menschen, gegen rassifizierte Kollektive und gegen die: «Grundsätze der Freiheit, der Demokratie, der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie der Rechtsstaatlichkeit» (Amtsblatt der Europäischen Union, 2008) öffentlich anzuprangern, konsequent strafrechtlich zu verfolgen sowie nachhaltige Maßnahmen dagegen zu entwickeln“ (Randjelović et al., 2022, S. 271).
Wie bereits in dem Fallbeispiel zu Beginn der Lerneinheit geschildert und durch die einzelnen Kapitel verdeutlicht, ist es fundmental wichtig gegen Stereotype und hartnäckig in der Gesellschaft verankerte Vorurteile vorzugehen, damit Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja auch in (Berufs-)Schulen entgegengewirkt werden kann. Durch die Auseinandersetzung mit und Sensibilisierung für den strukturell verankerten Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja in Bildungsinstitutionen und einer Reflexion eigener stereotyper Bilder können wir erste Schritte Richtung rassismuskritischer Schulentwicklung machen. Dass diese Aufgabe nicht von Lehrpersonen allein bewerkstelligt werden kann, ist klar. Hajdi Barz (2020) hat mit dem RomaniPhen Archiv einen Kriterienkatalog für Lehrkräfte zusammengestellt, welcher insbesondere Lehrenden ohne Rassismuserfahrungen dabei helfen kann, beispielsweise gutes Lernmaterial für ihren Unterricht auszusuchen. In einer Aufgabe, die an diese Lerneinheit anschließt, können diese Kriterien für Lehrkräfte auf ein konkretes Material angewendet werden, um zu trainieren rassistische Praxen besser erkennen und auf sie reagieren zu können.
In der Handreichung „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“ gibt es ein Kriterien-Raster in dem zentralen Punkte aufgelistet werden, die dabei helfen sollen „die eigene Planung oder vorliegendes Material kritisch zu reflektieren“ (Barz 2020, S. 9). Das Kriterien-Raster finden über den folgenden Link (in der Handreichung auf Seite 23-27):
http://www.romnja-power.de/wp-content/uploads/2021/03/201007_Kriterienraster_Online.pdf
Bitte wenden Sie das „Kriterien-Raster zur Reflexion und Vermeidung von Rassismus gegen Sint*izze und Rom*nja beispielhaft in didaktischem Material und der Unterrichtsplanung“ auf das „Methodenheft Antiziganismus/Gadjé-Rassimus“ des Netzwerks für Demokratie und Courage Saar e. V. an. Das Methodenheft finden Sie unter folgendem Link:
Ziel: Mit der Bearbeitung der Fragen im Kriterien-Raster bekomme Sie einen Eindruck, worauf Sie achten müssen, damit Materialien weniger gadjé-rassistisch und diskriminierend sind.
Beschreiben Sie bitte, wie es ihnen mit der Bearbeitung der Aufgabe ergangen ist? Was waren Herausforderungen, wo fiel Ihnen die Zuordnung leicht und an welchen Stellen habe sich noch Fragen oder Unsicherheiten aufgetan?
- Adorno, Theodor W (1970). Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt: Suhrkamp.
- Allianz gegen Antiziganismus (2017). Antiziganismus – ein Grundlagenpapier. Wien: Romano Centro und Heidelberg: Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.
- Barz, Hajdi (2016). Mimans Geschichte: Handreichung zum Thema Gadjé-Rassismus. Pädagogisches Begleitmaterial zu vier Video-Modulen aus dem Dokumentarfilm with Wings and Roots, Initiative With Wings and Roots (Hg.). http://www.romnja-power.de/wp-content/uploads/2019/07/Mimans_Geschichte_Handreichung_Download-1.6-2.pdf
- Barz, Hajdi; Kaya, Asiye; Horvath, Gilda; Reinhardt, Dotschy; Abed-Ali, Riham (2020). Studie zum Empowerment von Sinti*ze und Rom*nja. Mittweida: Hochschulverlag.
- Barz, Hajdi (2020). Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Handreichung RomaniPhen (Hg.).Online: http://www.romnja-power.de/wp-content/uploads/2021/03/201007_Kriterienraster_Online.pdf. [letzter Zugriff 16.12.2022].
- Beschluss der KMK (2022). Gemeinsame Erklärung der Kultusministerkonferenz mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und dem Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas zur Vermittlung der Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma in der Schule. Online: [letzter Zugriff 20.12.2022].
- Bogdal, Klaus-Michael (2011). Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Berlin: Suhrkamp.
- Çetin, Zülfukar (2015): Das Homogene sind die Leute, die über Rom_nj sprechen. Zülfukar Cetin im Gespräch mit lsidora Randjelović. In: Zülfukar Cetin & Savas Tas (Hg.) Gespräche über Rassismus. Perspektiven & Widerstände. Berlin: Yilmaz Günay. S. 31-44.
- Engbring-Romang, Udo (2017). Der Weg der Sinti du Roma. In: Adam Strauß (Hg.) Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen. Marburg: I-Verb.de.
- Fernandez, Elsa (2015). Überlieferungen und Kontinuitäten. Zülfukar Çetin im Gespräch mit Elsa Fernandez. In: Çetin, Zülfukar & Taş, Savaş (Hg.) Gespräche über Rassismus: Perspektiven & Widerstände. Berlin: Yilmaz Günay. S. 151–160.
- Fings, Karola (2016). Sinti und Roma. Geschichte einer Minderheit. München: C. H. Beck.
- Fings, Karola (2020). NS-Verbrechen an Sinti und Roma: „Alle Versuche, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, wurden vereitelt“. Interview Süddeutsche Zeitung. Online: https://www.sueddeutsche.de/politik/voelkermord-sinti-roma-rassismus-interview-1.4775586. [letzter Zugriff 11.01.2023].
- Gomolla, Mechthild & Radtke, Frank-Olaf (2009). Institutionelle Diskriminierung. In: Institutionelle Diskriminierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Jonuz, Elizabeta & Weiß, Jane (2020). (Un-) Sichtbare Erfolge: Bildungswege von Romnja und Sintize in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Jovanovic, Gianni (2022). Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit. München: Blumenbar.
- Maral, Jekta (2021): „Wir können es uns nicht leisten, unsere Schüler*innen nicht mitzudenken.“ Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze. Was kann Schule tun? Interview mit Hajdi Barz von RomaniPhen. Im Rahmen des Projektes RISE – jugendkulturelle Antworten auf islamistischen Extremismus. Online verfügbar: https://rise-jugendkultur.de/artikel/wir-koennen-es-uns-nicht-leisten-unsere-schuelerinnen-nicht-mitzudenken/. [letzter Zugriff 10.01.2022].
- Messerschmidt, Astrid (2022). Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:ze im Bildungssystem. In: IDA-NRW: Überblick. Ergebnisse und Perspektiven aus der Unabhängigen Kommission Antiziganismus. Nr. 2 / 2020. S.3-6. https://www.ida-nrw.de/fileadmin/user_upload/UEberblick_Nr._2__September_2022.pdf. [letzter Zugriff 12.01.2023].
- Netzwerk für Demokratie und Courage Saar e. V.(o.J.). Methodenheft Antiziganismus/Gadjé Rassismus. Eine Handreichung für Lehrpersonen zur Verwendung des Themas im Unterricht. Saarbrücken.
- Pickel, Susanne & Stark, Toralf (2022). Antiziganismus als eigenständige Form des Rassismus gegenüber Sinti*zze und Rom*nja. Ergebnisse einer Pilotstudie zur mehr-dimensionalen Erfassung antiziganistischer Einstellungen in der Mehrheitsgesellschaft. NaDiRa Working Papers 3: Forschungsergebnisse aus Kurzstudien des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa). Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und igrationsforschung (DeZIM).
- Pilarek, Patrick. (2011). Themenblätter im Unterricht/Nr. 90 Vorurteile. Online unter:https://www.bpb.de/shop/materialien/themenblaetter/36479/vorurteile/ [letzter Zugriff am [30.11.22].
- Quicker, Esther (2013). ‚Antiziganismus‘ – ein sinnvoller oder kontraproduktiver Oberbegriff. In: Quicker, Esther/Killguss, Hans-Peter (Hg.): Sinti und Roma zwischen Ausgrenzung und Selbstbehauptung: Stimmen und Hintergründe zur aktuellen Debatte. NS-Dokumentationszentrum: Köln. S. 68–73.
- Randjelović, Isidora (2019). Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze. In: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (Hg.): Vielfalt-Mediathek. Düsseldorf. Online: https://www.vielfalt-mediathek.de/material/rassismus-gegen-romnja-und-sintizze/rassismus-gegen-rom_nja-und-sinti_zze. [letzter Zugriff 20.12.2022].
- Randjelović, Isidora/ Gerstenberger, Olga/ Ortega, José Fernández/ Kostić, Svetlana/ Attia, Iman (2022). Unter Verdacht –Rassismuserfahrungen von Rom:nja und Sinti:zze in Deutschland. Wiesbaden: Springer.
- Rommelspacher, Birgit (2009). Was ist eigentlich Rassismus? In: Mecheril, Paul & Melter, Claus & Messerschmidt, Astrid (Hg.): Rassismuskritik, Band 1: Rassismustheorie und -forschung. Schwalbach: Wochenschau Verlag. Seiten 25–38.
- RomnoKher-Studie (2021). Ungleiche Teilhabe. Zur Lage der Sinti und Roma in Deutschland. Daniel Strauß (Hg.): Mannheim: RomanoKher.
- Scherr, Albert. (2017). Diskriminierung von Roma und Sinti. In: Albert Scherr/ Aladin El-Mafaalani/ Gökçen, Yüksel (Hg.) Handbuch Diskriminierung. Wiesbaden: Springer. S. 529-543.
- Unabhängigen Kommission Antiziganismus (2021). Perspektivwechsel –Nachholende Gerechtigkeit –Partizipation. Online: https://www.bmi.bund.de/Shared Docs/downloads/ DE/veroeffentlichungen/themen/heimat-integration/bericht-unabhaengige-kommission-antiziganismus.pdf;jsessionid=C7254CC160C8692BD0E6FFFEF4E44023.1_cid373?__blob=publicationFile&v=6. [letzter Zugriff 20.12.2022].
- Witt, Roxanna-Lorraine (2021). Gadjé-Rassismus. Ein analytischer Perspektivwechsel auf Kontinuitäten menschenfeindlicher Ideologien in weißer Kultur und Identität. In: Onur Suzan Nobrega & Matthias Quent & Jonas Zipf (Hg.) Rassismus Macht Vergessen. Bielefeld: transcript. S 125-145.
Titel | Inhalt | Link |
Dokumenta-tion, Filme |
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Das ungeliebte Volk: Die Geschichte der Roma | Einblicke in die Geschichte | |
Kuratiert von Karola Fings | „Hier können Sie die Stimmen derjenigen hören, die unter dem Nationalsozialismus als Roma, Sinti, Kalderasch, Lalleri, Lowara, Manusch oder als Angehörige einer anderen Romanes sprechenden Gruppe verfolgt wurden.“ | |
Anti-Was? Wie sollten wir Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja bezeichnen
| Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja. Vielleicht einfach Romaphobie? Oder Gadje-Rassismus? Was meinen wir eigentlich, wenn wir diese Begriffe nutzen? Woher kommen Sie, welche Kritik gibt es? | |
Online-Vortrag von Dr. Karola Fings Verlust und Vermächtnis. Zeugnisse zum Völkermord an den Sinti und Roma, 2021
| Der Vortrag rückt die Zeugnisse von Sinti und Roma in den Mittelpunkt, die Auschwitz überlebten und es trotz des erfahrenen Verlustes vermochten, ein neues Leben zu begründen. Die Voraussetzungen dafür waren in einer Gesellschaft, die ihnen auch nach 1945 weiter feindlich gesinnt blieb, denkbar schlecht. | https://video01.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/9b2eabdf99824ef08e46e38832ad9aaf1d |
And Ek-Ghes… – Eines Tages…
| „Die selbst gefilmte Dokumentation erzählt die Geschichte der Familie Velcu in Deutschland und Europa zu leben.“ | https://www.mangoes-and-bullets.org/and-ek-ghes/
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Beratung |
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DOSTA von Amaro Foro e.V. | Dokumentation von antiziganistischen und diskriminierenden Vorfällen | Die Stelle: https://amaroforo.de/projekte/dosta/ Bericht https://amaroforo.de/wp-content/uploads/2022/03/DOSTA-Kurzbericht-1.pdf |
RomaniPhen e.V. | Selbstorganisation von Rom*nja und Sinti*zze. arbeitet feministisch, rassismuskritisch und empowernd
| https://www.romnja-power.de/ |
AmaroDrom e.V. | Jugendselbstorganisation von Rom*nja und Nicht-Rom*nja |
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Podcast |
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Gadje-Rassismus – das ist der Rasssismus gegen Romn*ja und und Sinti*zze.
| Gespräch mit Hejdi Berz | https://www.arbeitundleben.de/medien/podcasts-und-videos/item/podcast-be-aware-02-gadje-rassismus |
Isidora Randjelović über Romnja Power | Interview mit der Rom*nja-Aktivistin Isidora Randjelović Themen: Stereotype, Bildungssystem Sprache und Rassismus. | https://heimatkunde.boell.de/de/2018/04/13/ein-gespraech-mit-isidora-randjelovic-ueber-romnja-power |
Die deutschen Sinti und Roma – Die Geschichte einer Minderheit
| Im Gespräch mit Karola Fings Und anderen | |
„Invisible Wound“ Podcast with Tayo Awosusi-Onutor
| Podcast über transgenerationales Trauma Holocaustüberlebender | https://www.romnja-power.de/invisible-wound-podcast-with-tayo-awosusi-onutor/ |
‚Faţadă‘ – Wie sich Rom*nja Wohnraum zurück erobern
| Hausprojekt in Dortmund mit Rom*nja Künstler*innen. 4 Folgen | |
Ryme Cast | Erster von und über Sinti*zze und Rom*nja Podcast. Das Podcast Team besteht aus Sejnur Memisi und Nino Novakovic. | |
Antimuslimis-cher und Innermuslimischer Rassismus – Interview mit Karima Benbrahim, IDA-NRW
| Auseinandersetzung mit antimuslimischen und Innermuslimischen Rassismus. |
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